Haltungsbericht und Erfahrungen mit Eutropis multifasciata

 

 

 

Hier möchte ich meine persönlichen Erfahrungen in der Haltung von Eutropis multifasciata schildern. Der Vielstreifenskink ist eine mittelgroße, etwa 30 bis max. 40cm groß werdende kräftige Echse mit gut ausgebildeten Extremitäten. Er läuft und klettert sehr gut. Sein Verbreitungsgebiet ist riesig, es erstreckt sich über fast ganz SO-Asien. Dort bewohnt er halboffene, gut strukturierte Gebiete und ist häufig in der Nähe von Wasser anzutreffen. Er ist ein Kulturfolger und lebt auch inmitten von Städten. Als Sonnenanbeter ist er tagaktiv und in seiner Heimat auch recht häufig. 

Der Vielstreifenskink legt seine Eier an feuchten Stellen ab, aus denen sofort die Jungtiere schlüpfen. In der Regel sind dies 5-8 Stück. 

Ich habe meine beiden Tiere Ende Dezember 2011 als Jungtiere von einem Züchter erhalten. Da ich nicht unbedingt züchten wollte, war mir nur wichtig daß es nicht zwei Männchen sind. Das konnte mir der Züchter bei der Abgabe versichern, nicht aber daß es sich um ein Pärchen oder zwei Weibchen handelte. Wie sich dann herausstellte, ist es doch ein Pärchen geworden. Dazu aber später mehr...

Einrichtung

Als Unterbringung habe ich ein großes (350L) Eck-Aquarium mit gebogener Frontscheibe gewählt, weil es mir optisch sehr gut gefällt und sich auch schön in eine Ecke des Wohnzimmers unterbringen läßt. Damit ist es der absolute Blickfang im Zimmer. In die obere Abdeckung (Beleuchtungskasten) habe ich ein großes und mehrere kleine Belüftungslöcher geschnitten und diese dann mit Draht-Gaze ausbruchssicher verschlossen. Auch sämtliche Löcher, durch die die unabdingbaren Kabel führen, wurden mit Klebeband verschlossen, damit kein Futterinsekt entweichen kann. Bis jetzt ist es auch dabei geblieben...

Als Beleuchtung bot sich natürlich in erster Linie die in der Abdeckung schon enthaltenen Leuchtstoff-Röhren an. Es sind eine Osram-Biolux Röhre und eine normale Tageslicht-Röhre aus dem Baumarkt mit jeweils 18W. Zusätzlich mußte natürlich die für Reptilien nötigen UV- und Wärmestrahler-Lampen installiert werden. Hierzu habe ich eine Leuchtstoff-Kompaktlampe mit 10% UVB-Abgabe und 26W Stärke gewählt. Als Wärme-Strahler dient ein 60W-Spot mit UVA-Anteil. Diese Kombination leuchtet allerdings nicht den ganzen Tag. Die normalen Leuchtstoff-Röhren brennen 12h, der Wärme-Spot 10h, und die UV-Lampe 8h pro Tag. So wird versucht eine unterschiedliche Helligkeit im Laufe des Tages zu imitieren. Alle Lampen leuchten zusammen von 10-18 Uhr, um so den stärksten Lichteinfall wie auch in der Natur nachzuahmen. 

Da das Becken ziemlich hoch ist, etwa 60cm, konnte ich es gut strukturieren. So ergibt sich ein natürliches Temperaturgefälle. Von der tiefsten Stelle, dem Wasserlauf, bis zum höchstgelegenen Platz, einer Wurzel, sind es fast 40cm. Die Temperatur beträgt abseits von den Strahlern etwa 26 Grad.(+/- 1 oder 2 Grad je nach Jahreszeit). Diese Temperatur wird aber nur während der besagten vollen Beleuchtung von 10-18 Uhr erreicht, sonst ist es etwa 2-3 Grad kühler. Nachts sinkt die Temperatur dann auf Zimmerwert ab. Unter dem Spotstrahler werden es gut und gerne 35-40 Grad.

Die Luftfeuchtigkeit beträgt dank des Wasserlaufes und des täglichen Sprühens nachts etwa 80-90%. Tagsüber geht der Wert auf etwa 50-60% zurück. Das Wasser wird mithilfe einer kleinen Pumpe ständig bewegt und, da es natürlich bei den hohen Temperaturen auch stark verdunstet, immer wieder mit Frischwasser aufgefüllt. Oberhalb des Wasserlaufes habe ich mehrere Steinplatten über-und nebeneinandergestapelt, die als Begrenzung und als Aufstieg zu einem Plateau dienen. Das Plateau habe ich zuerst mit Kies, dann als obere Schicht mit Sand aufgefüllt. Der grobe Kies verhindert ein zu hohes Ansteigen des Wassers in den Bodengrund. So ist der Sand auf dem Plateau, das sich etwa 15cm über dem Wasserspiegel befindet, immer trocken. 

Auf dem Sand-Plateau befinden sich noch mehrere Steine und Steinaufbauten, die teils mit künstlichen, dichtblättrigen Pflanzen abgedeckt sind. Zwei größere Korkröhren und größere Wurzelhölzer vervollständigen die Einrichtung. Es sind so viele Versteck- und Klettermöglichkeiten vorhanden, die auch ausgiebig von den Tieren benutzt werden. Die einzig lebenden Pflanzen, eine Ficus-Art und Efeutute, befindet sich etwa 10cm über dem Wasserlauf und gedeihen im feuchten Kies recht gut. Sie tragen damit auch zum positiven Klima-Verhältnis im Terrarium bei. 

Verhalten der Tiere und Beobachtungen

Der Vielstreifenskink ist äußerst behende und geschickt im Laufen und Klettern. Sie zeigen sich tagsüber gern und oft, und streifen züngelnd durchs Terrarium auf der Suche nach Freßbarem. Haben sie sich anfangs auch manchmal gejagt, vor allem bei der Fütterung, so ist das nun nicht mehr zu beobachten. Nur kurz nach der Fütterung, manchmal auch noch einen Tag danach, sind sie nicht zu sehen. Sie brauchen die Ruhe dann wahrscheinlich zum Verdauen. Oft liegen sie auch gern unter den Blättern der Kunstpflanzen, sie fühlen sich dort vermutlich geschützt und ungesehen.

In der Literatur wird beschrieben daß sie sich gern am Wasser aufhalten. Das kann ich absolut bestätigen. Sie zeigen keine Scheu vor dem Wasser und der Feuchtigkeit der unmittelbaren Umgebung, im Gegenteil. Sie suchen sogar oft die Nähe des  Wassers. So konnte ich beobachten daß vor allem nachts sich ein Tier immer in einer Steinhöhlung kurz über der Wasseroberfläche aufhält, es sucht also die unmittelbare Nässe des Wassers. Und vor einiger Zeit bemerkte ich, daß ein Tier über mehrere Stunden regungslos direkt im Wasserlauf lag. Nur die Nase schaute heraus, wie bei einem kleinen Krokodil... Dieses Verhalten konnte ich mir nicht erklären, und es trat auch bisher nicht wieder auf.

Sehr zahm sind sie bisher nicht geworden, wie ich es bei anderen Haltern lesen konnte. Ich führe es jedoch darauf zurück: Da ich ein umfunktioniertes Aquarium habe, kann ich nur von oben in das Terrarium greifen und hantieren. Und das löst natürlich den Fluchtreflex der Tiere aus, obwohl ich bedacht bin alle Bewegungen langsam auszuführen. Aber sie müssen auch nicht zahm werden, es sind ja keine Kuscheltiere...

Bei der Fütterung erbeuten sie sehr flink und zielsicher jedes Insekt. Es liegt auf der Hand daß sie sich am liebsten von Grillen und Heimchen ernähren. Aber auch kleine Heuschrecken, Spinnen und Asseln werden gern gefressen. Regenwürmer nehmen sie auch gerne, schütteln diese jedoch so heftig daß die Würmer manchmal zerreißen. Die Rotwürmer allerdings, die es im Handel zu kaufen gibt, nehmen sie ungern oder nur bei großem Hunger. Es scheint wiederum, und diese Beobachtung konnte ich auch bei den Salamandern machen, daß der wahrscheinlich bittere Sekret dieser Würmer den Tieren nicht besonders zusagt. Im Sommer fange ich auch nachts mit einer speziellen Lampenfalle Motten und andere Fluginsekten. Diese werden teils mit einem beherzten Sprung im Flug erbeutet. 

Etwa ein 3/4 Jahr, nachdem ich die Tiere erhielt, konnte ich erstmals ein Kopfnicken des Männchens gegenüber dem Weibchen beobachten. Es verfolgte es auch und bedrängte es. Und eines Tages, am Spät-Nachmittag, konnte ich die Paarung beobachten. Das Männchen hatte das Weibchen am Nacken gepackt und fixierte es, sodaß es sich nicht mehr bewegen konnte. Diese Stellung hielten sie mehrere Minuten durch. Das Weibchen nahm während der folgenden Wochen an Leibesfülle zu, sodaß anzunehmen war daß es tragend ist.

Ich richtete vorsichtshalber ein kleines Aufzuchtterrarium ein, und siehe da, im Januar 2013 sah ich plötzlich ein Jungtier im Terrarium. Die Alttiere machten keine Anstalten es zu verfolgen oder gar aufzufressen, sondern ließen es unbehelligt. In den darauffolgenden Tagen kamen noch zwei weitere Jungtiere hinzu, obwohl in der Literatur von 5-8 Jungtieren bei der Geburt zu lesen ist. Nun war die schwierige Aufgabe gekommen, die Kleinen aus dem Terrarium herauszufangen, ohne sie und die Alttiere zu sehr zu stressen. Bei der Strukturierung und den vielen Versteckmöglichkeiten ist es fast unmöglich, die Tiere mit der Hand zu fangen ohne das komplette Terrarium auszuräumen. Außerdem sind sie schon sehr flink und ich wollte auch nicht daß sie ihren Schwanz abwerfen.

So mußte ich Fallen aufstellen: zuerst probierte ich es mit einer Heimchen-Dose, in der als Lockmittel Mikro-Heimchen enthalten waren. In den Deckel bohrte ich ein Loch, so groß daß gerade ein Jungtier durchpaßte. Diese Methode funktionierte leider nicht, auch über mehrere Tage. Als nächstes legte ich eine Papp-Röhre mit etwa 3cm Durchmesser in das Becken und klebte das andere Ende mit durchsichtiger Folie zu. Doch was passierte? Nicht die Jungen, sondern die Alten interessierten sich für die Röhre und krochen hinein...

So mußte ich sie aus dieser mißlichen Lage befreien, doch es schien auch erfolgversprechend. Und so kam es nun doch, daß ich mit dieser Methode zwei der drei Kleinen fangen konnte. Durch das durchsichtig zugeklebte Ende konnte man durch die Röhre schauen und sehen, ob sich ein Tier in der Röhre befindet. Dann mußte man nur schnell genug sein, die Röhre aufrichten und das andere Ende zuhalten...

Nur das Letzte schien sich nicht fangen zu lassen. Es kroch partout nicht in die Röhre hinein, auch über mehrere Wochen nicht. Zu Fressen fand es augenscheinlich genug, obwohl ich nur mittlere Heimchen und Grillen den Alttieren anbot, die ja zu groß für das verbliebene Jungtier waren. Ich konnte auch beobachten, daß es ein ziemlich großes Heimchen gepackt hatte aber es nicht verschlingen konnte. So mußte endlich eine Lösung her. Ich nahm ein ausgedientes großes Kaffee-Glas, beförderte ein paar Mikro-Heimchen hinein, und legte es efwas schräg direkt neben des sich unter den Kunstblättern befindlichen Jungtieres in das Terrarium. Das Jungtier ergriff keine Flucht, wohl in der Annahme daß es ja unter den Blättern nicht bemerkt werden konnte. Durch die glatten Glaswände konnten die Heimchen nicht entweichen und krabbelten nun durch die Schräglage des Glases bis etwa zur Hälfte hinauf, um dann wieder zurückzufallen. Das erregte die Aufmerksamkeit des Jungtieres und es kroch hinein. Endlich hatte ich es und konnte es zu seinen Brüdern/Schwestern im Aufzuchtterrarium überführen. 

Das Aufzuchtterrarium ist ein ausgedientes 60er Aquarium mit Gaze-Abdeckung. Der Bodengrund besteht aus Sand. Ein paar Steinaufbauten, Wurzeln und künstliche Pflanzen bieten Versteck-und Klettermöglichkeiten. Vervollständigt wird die Einrichtung mit einer flachen Wasserschale. Die Beleuchtung besteht aus einer 20W-Leuchtstoffröhre mit 10% UVB- und etwa 30% UVA-Abgabe, einem 40 W-Wärmestrahler und einer 20W-Halogen G4-Lampe. 

 

 

 

Aktualisierung 2015

Nach nunmehr vier Jahren sind die Tiere zu kräftigen, etwa 30cm großen Exemplaren herangewachsen. Probleme hinsichtlich der Gesundheit gab es bisher nicht, doch eine Paarung bzw. Nachzuchten haben sich nicht wieder eingestellt. Nur das Kopfnicken des Männchens habe ich oft beobachten können.

An der Einrichtung wurden folgende Veränderungen durchgeführt: mehrere zusätzliche Kletteräste wurden eingebracht, und als einzige Bepflanzung hat sich die Efeutute als geeignet herausgestellt. Sie gedeiht in dem feuchtwarmen Klima sehr gut und muß oft zurückgeschnitten werden. Außerdem wird sie nicht, wie andere Pflanzen, durch die Futterinsekten angefressen und die Skinke mögen die Deckung durch die vielen großen Blätter. Die neuen Kletteräste wurden sofort dankbar angenommen und man kann sie sehr oft auf darauf beobachten. Überhaupt scheint ihnen dieses feuchte Klima sehr gut zu tun, die Tiere sind agil und ihr Schuppenkleid ist glänzend und farblich attraktiv.

 

Literatur: Der Vielstreifenskink Eutropis multifasciata (Mabuya multifasciata) - Andree Hauschild - Natur und Tier Verlag 2006 - ISBN 10: 3-937285-67-9, 61 Seiten

                  Skinke im Terrarium - Andree Hauschild, Paul Gaßner - Landbuch Verlag 1995 - ISBN: 3-7842-0516-X, 197 Seiten

 

 

VIDEOS

 

Fütterung

 

Bilder:

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Die erste Nachzucht vom Januar 2013

Jungtier vom Januar 2013





Terrarium nach vier Jahren Betrieb



 

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