Anguis fragilis (LINNÉ, 1758)

Blindschleiche 

 

 

Bestand seit 2013

 

 

Unsere Blindschleiche Anguis fragilis ist Deutschlands längste und häufigste Echse. Sie kann bis zu 50cm lang und über 40 Jahre alt werden. Im Verhältnis zum Körper ist der Kopf recht klein, und die Bewegungen wirken im Vergleich mit Schlangen langsamer und steifer. 

Sie kommt in fast ganz Europa vor, mit Ausnahme von Irland, Nordskandinavien und Südspanien. Außerdem wurde sie noch in Kleinasien nachgewiesen. Ihre Lebensweise ist versteckt, sie hält sich vornehmlich unter Holz, Laub und Steinen auf. Besonders zur Dämmerung kann man ihnen auf Waldlichtungen, Feldrainen, Wiesen und in Gärten begegnen. 

 

Das Terrarium: Ich pflege meine beiden Tiere in einem 120cm x 70cm großen Beton-Terrarium im Keller. Der Bodengrund besteht zunächst aus groben und feinen Kies, um eine gute Drainage zu gewährleisten. In der Mitte des Vordergrundes ist die Kiesschicht am dünnsten und bildet damit das kleine Wasserteil, das etwa 2cm tief ist. Nach links und rechts sowie nach hinten steigt das Kies-Niveau immer mehr an, bis es an der höchsten Stelle trocken ist. Größere Steine stabilisieren den terrassenförmig ansteigenden Bodengrund, sodaß dieser nicht nachrutschen kann. 

Im linken und rechten hinteren Teil des Beckens ist Lauberde aus dem Wald eingebracht, in der Mitte befindet sich eine kleine Sandschicht. Auf dieser Lauberde und auf großen Teilen des Kieses habe ich Laub in verschiedenen Stärken verstreut, und mit großen Rindenstücken abgedeckt. Direkt am kleinen Wasserteil liegen Moospolster, und eine Wurzel in der Mitte des Beckens rundet die Einrichtung ab. 

Als Bepflanzung habe ich Efeu gewählt, weil dieser auch mit sehr feuchten Bedingungen zurecht kommt und nicht besonders viel Licht benötigt. Andere Wildpflanzen haben sich aus der Lauberde angesiedelt und gedeihen auch recht gut. 

Da die Tiere keine guten Kletterer sind, reicht es wenn man das Becken als oberen Abschluß mit einem überstehenden Rand versieht. Ich habe hierzu ringsum Fliesen auf die etwa 12cm starken Terrarium-Wände verlegt, die nach innen etwa 10cm überstehen. 

Die Beleuchtung besteht aus einer 120cm langen Tageslicht-Leuchtstoffröhre. Parallel dazu ist ein Spotstrahler mit UVA-Anteil und eine UVB-Kompaktlampe installiert. Der Spotstrahler strahlt entsprechend der auf den Jahreszeiten eingestellten Grundbeleuchtung immer 4 Stunden kürzer, die UVB-Beleuchtung 2 Stunden kürzer. Somit wird versucht eine unterschiedliche Leuchtstärke und Wärme-Einstrahlung, wie auch im Tagesverlauf, zu erzielen. 

Verhalten der Tiere: Bei meinen Schleichen merkt man sofort, daß es in Gefangenschaft geborene und aufgezogene Tiere sind. Wenn ich vor dem Terrarium hantiere, dauert es nicht lange und sie kommen aus ihren Verstecken hervor und betteln nach Futter. Sie zeigen keine Scheu, auch wenn man von oben auf sie zukommt. Man kann sie sogar leicht berühren, ohne daß sie ein Fluchtreflex zeigen. 

Das Futter, hauptsächlich Regenwürmer und Nacktschnecken, nehmen sie ohne Probleme in erstaunlich großer Zahl an. Sie fressen auch direkt von der Pinzette, jedoch wird meist diese zuerst attackiert in der Annahme es handelt sich hierbei wohl um einen noch größeren Wurm als der Vorgehaltene... Dem Futtertier wird sich zunächst züngelnd genähert, genau betrachtet, dann hart gepackt und gegen den Boden gedrückt. Meist ziehen sie sich dann mit dem Opfer in ihr Versteck zurück, um es zu verspeisen. Versuche mit anderen Futtertieren, wie etwa Insekten, die auch per Pinzette gereicht wurden, waren erfolglos. Nur Bienenmaden und Engerlinge nehmen sie, wenn auch zögerlicher als Nacktschnecken und Regenwürmer.

Bei voller Lichteinstrahlung sind sie meist nicht zu sehen, hauptsächlich morgens und abends streifen sie züngelnd durchs Terrarium. Manchmal sind sie auch tagelang nicht zu sehen, wohl wenn sie keinen Nahrungsbedarf haben. Selbst wenn sie sich mal in dieser Zeit zeigen, wird ein vorgelegter Regenwurm ignoriert. Dann gibt es wieder Tage, an denen sie sich regelrecht auf das Futter stürzen. Ein großes Wärmebedürfnis haben sie nicht, selbst bei 12 Grad Kellertemperatur liegen sie nicht unter dem Spotstrahler. Nur nach der Winterruhe liegen sie für längere Zeit unter der wohltuenden Wärmequelle. Sobald aber die Temperaturen über 10 Grad steigen, wird der Strahler immer seltener aufgesucht.

Ich habe meine Tiere seit dem Jahr 2013, und die erste Winterruhe wurde problemlos absolviert. Sie zogen sich erstaunlich zeitig, im Oktober, schon zurück, obwohl im Keller noch etwa 15ºC herrschten. Im Gegensatz zu den milden Temperaturen im Oktober zeigten sie sich aber schon Ende Februar 2014 bei etwa 9-10ºC Kellertemperatur wieder. Das führe ich aber auf den milden Winter 2013/14 zurück, denn auch meine Zauneidechsen im Außenterrarium waren vereinzelt schon im Dezember/Januar und regelmäßig im März zu sehen. 

Insgesamt machen mir die Schleichen sehr Freude, weil sie so zutraulich und ohne Scheu sind. Man kann sie dadurch gut beobachten.

 

Literatur: Die Blindschleiche - Wolfgang Völkl, Dirk Alfermann - Laurenti Verlag 2007 - ISBN: 978-3-933066-33-6, 160 Seiten

 

 

 

Videos:

 

 

Bilder:

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das Terrarium, 120cm x 70cm







schlafend unter dem Spotstrahler...

das neu eingerichtete Terrarium im Februar 2016


 

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